Tage vergingen, und Feline war nur noch zum funktionieren da. Sie fühlte innerlich nichts. Ihr war alles egal. Alle hatten sie verraten. Selbst ihr Gefährte. Nur der Gedanke daran schmerzte. Der Biss war mittlerweile zwar besser geworden, aber würde ewig als Narbe zurück bleiben. Gezeichnet wahrhaftig fürs Leben, dachte sie sich. Sie betrachtete sich im Spiegel. Vielleicht konnte sie fliehen. Gab es nicht Obdachlosenheime? Irgendwo war es bestimmt besser als in der Nähe von Verrätern zu sein. Da war sie sich sicher.
Sie war, wie in letzter Zeit immer, alleine. Feline tat kurz das Herz weh. Nicht an ihn denken, ermahnte sie sich. An niemanden denken. Sie sprang hinunter vom Balkon, und landete leichtfüßig auf ein Stück Erde.
Sie rannte Richtung der Gärten. Sie hoffte über eine Mauer klettern zu können. Feline schaute nach geeigneten Möglichkeiten, und hoffte auf einen Baum, deren Äste über die Mauer ragten. Sie kletterte hoch, und war fast drüben, als sie den Beta hörte. Mist! „Luna! Luna, wo bist du?" Sie beeilte sich über die Mauer zu kommen.
Sie sprang hinunter, und ihr Knöchel war nun verstaucht. Sie humpelte weg. Immer noch hörte sie den Beta rufen. „Luna! Feline! Versteck dich nicht." rief er. Mit einem schmerzenden Bein rannte sie nun los. Bloß weit weg von den irren Leuten mit Alpha, Beta und Rudel. Sie war stolz Buchhalterin zu sein, und würde wieder auf eigenen Beinen stehen.
„Feline!" rief nun Arthur. Sie beeilte sich mehr. Weg, nur weg! Sie fand eine Höhle, und versteckte sich. Wenige Minuten später hörte sie Arthur und Gero.
„Ihre Fährte endet hier." sagte Gero. „Ist sie etwa in der Höhle?" fragte Arthur. „Sie hat auf jeden Fall Schmerzen im Knöchel. Weit kann sie noch nicht sein." sagte Arthur. Feline fragte sich, woher er zum Teufel das mit ihrem Knöchel wusste.
Dann hörte sie ein reißen in der Luft worauf ein schnüffeln folgte. Was zum Teufel ging da vor? Ein Tier betrat die Höhle. Sie versuchte die Luft anzuhalten, aber es konnte sie wohl wittern.
Es kam auf sie zu. Sie hörte ihren Herzschlag im Kopf. Bestes Anzeichen für eine Ohnmacht. Aber wenn das Schicksal es so wollte, dachte sich Feline, und blieb weiter stumm.
Das Tier leckte über ihre Wange. Erst jetzt erkannte sie es. Ein Wolf! War es Arthur? „Arthur?" fragte sie. Und wieder leckte der Wolf über ihre Wange. „Hau ab. Lass mich in Frieden." sagte sie. Aber das hörte der Wolf gar nicht gern.
Knurrend baute er sich vor ihr auf. Das konnte Rash nicht so hinnehmen. Er war der Alpha, und sie seine Luna. Sie musste sich unterordnen.
Nur Feline verstand davon nichts. Er knurrte weiterhin. Sie zitterte nun heftig, und Rash beruhigte sich etwas. Denn sie sollte sich nicht noch mehr ängstigen.
Er kniete sich nun hin. Arthur beobachtete Rash Verhalten und Felines Reaktion darauf. Es klappt ganz gut. meinte Rash. Arthur war sich nicht wirklich sicher.
Rash legte sein Kopf an Felines Hand. Automatisch streichelte sie ihn, und ein angenehmes Brummen umgab beide nun. Das Brummen ließ Feline schläfrig werden. Da der Wolf so kuschelig und warm war, rückte sie an ihn ran, und schlief ein.
Am Ende bereute Feline es, dass sie nicht vor dem Wolf weggelaufen war. Denn als sie erwachte war sie in einer Zelle. Da zerbrach das bißchen Hoffnung, dass Arthur doch in Ordnung war. Sie ärgerte sich, dass sie sich nicht umgebracht hatte. Vor lauter Wut und Verzweiflung schrie und weinte sie nun.
Rash bekam diesen Ausbruch mit. Genau wie Arthur, da beide ihre Gefühle lesen konnten. Jetzt hasst sie uns. sagte Rash traurig. „Ich biege das wieder hin." sagte er zu Rash, und schaute aus seinem Büro raus, während er die Wellen der Wut und Verzweiflung von Feline spürte.
„Verräter! Alles Verräter!" murmelte sie nun. Sie hätte es auch geschrien, aber ihre Stimme war zu angegriffen. Er hatte sie nett behandelt, um sie am Ende unter Drogen zu markieren. Und ihre Familie hatte sie verkauft. Sie fragte sich, ob es noch schlimmer ginge.
Arthur ließ drei Mahlzeiten immer runter bringen. Allerdings aß sie nichts. Und sie trank auch nichts. Daher sah sich Arthur gezwungen nach drei Tagen sie rauszuholen.
Sie war dehydriert, und sah schon Dinge, die nicht existierten. Denn sie hatte auch Fieber bekommen. Arthur kam rein, und er war entsetzt über ihren Zustand. Waren es nur drei Tage, fragte er sich. Denn ihre Augen waren glasig, Lippen spröde und ihre Knochen konnte man sehen.
Ein Wächter schloss die Ketten auf, und sofort spürte er das hohe Fieber von ihr. Rash jaulte. Schnell rannte er mit ihr zum Krankenhaus. Sie bekam eine Infusion, und wurde nun künstlich ernährt.
Im Flur sprach der Arzt ernste Worte: „Wenn Sie es nicht ernst mit ihr meinen, dann lassen Sie sie gehen. Sie hat wirklich genug als Mensch hier nun gelitten. Ihr paart euch nicht mit ihr, erklärt ihr alles wohl nicht richtig. Sie ist total verängstigt und verzweifelt. So geht man nicht mit seiner Gefährtin um. Mehr hab ich nicht zu sagen." sagte er ihm mutig, und ging weg. Arthur ging in Felines Krankenzimmer. Ein Piepen zeigte ihren regelmäßigen Herzschlag.
Er wollte sie wegen der Flucht bestrafen, aber nun war sie kurz davor zu sterben. Das war von ihm nie beabsichtigt.
Die Tür öffnete sich, und Gero trat herein. „Wie geht's ihr?" fragte er. „Stabil, denke ich." sagte Arthur niedergeschlagen. Die Worte des Arztes trafen ihn hart. Und er hatte recht. Seine Gefährtin hatte hier wirklich gelitten. Hatte er überhaupt noch ein Recht auf sie?
„Bitte komm, und trink einen Kaffee." sagte Gero. „Du musst auf andere Gedanken kommen." fügte er noch hinzu. Er schüttelte den Kopf. „Nein, danke." sagte er. „Ich will da sein, wenn sie aufwacht."
Am Ende brachte Gero doch ihn dazu kurz rauszugehen. Währenddessen kamen drei Diener, und brachten Feline mit der Infusion in ein Taxi. Dies sollte sie zur Menschenwelt bringen. Als Arthur ihr Verschwinden bemerkte, da sah er rot.