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Nicht stark genug

'ELIA

Elia hielt den Atem an, als Reth einen Schritt nach dem anderen machte und sich dem Mann näherte, der mit gesenktem Kinn da stand, jedoch bereit für den Zusammenprall.

Sie waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt, als Reth innehielt. "Herausforderst du den Thron, Lucan?" sagte er mit einem tiefen Schnurren, das den Mann geradezu einlud, Ja zu sagen, um ihn dann niedermetzeln zu können.

Lucan, nur einen Zentimeter kleiner als Reth, wenn auch nicht so breitschultrig, starrte zurück, ausdruckslos. Die Spannung in der Luft verdichtete sich, und Elia fragte sich, ob sie ungewollt eine Rebellion unter diesem seltsamen Volk ausgelöst hatte. Und was würde aus ihr werden, sollte Reth sterben?

Doch mit einer winzigen Bewegung seines Körpers schien Reth plötzlich über Lucan aufzuragen. "Triff deine Wahl, Wolf", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. "Unterwerfung oder Tod?"

Die Veränderung war so gering, dass Elia sie beinahe verpasst hätte. Aber an Lucan veränderte sich etwas. Er hielt dem Blick stand, senkte jedoch ein wenig das Kinn und aus seinem Körper wich die Anspannung. Reth trat näher, bis sie fast Brust an Brust standen, und er herabschaute auf Lucan, der widerwillig zu schrumpfen schien.

Elia erkannte, dass sie es richtig verstanden hatte, als das Publikum erneut zu murmeln begann, ihre Gedanken über diesen Austausch flüsternd. Und Reth wandte sich von Lucan ab, um sie anzusprechen. "Ich höre immer noch keinen stichhaltigen Einwand gegen meinen Anspruch auf eine Gefährtin, gibt es noch weitere?" Er drehte sich im Kreis, mit offenen Händen, als wolle er weitere Kommentare einladen.

Die Anwesenden regten sich, sahen sich an, flüsterten. Doch dann trat ein Mann vor. Er war hochgewachsen und schlank, barbrüstig über seiner lederhosen, und peitschenschnell. Er bewegte sich mit einer eigenartigen Anmut, die Elia an eine Schlange oder einen Fisch im Wasser erinnerte.

"Eure Majestät", sagte er laut genug, damit es die gesamte Zuhörerschaft verstehen konnte. "Ungeachtet ihrer Auswahl ist es das Ziel des Ritus, die stärkste Königin zu ermitteln, die beste Mutter der königlichen Linie. Sie hat nicht einmal gekämpft. Ihr fehlt der Kampfgeist, der von einer Anführerin erwartet wird."

"Wirklich, Seerus?" Reth zeigte ein kaltes Lächeln und Elias Haut kribbelte. "Sie hat sich mir entgegengestellt und meinen direkten Befehl, Lucine zu töten, verweigert. Würdest du ihr Herz für schwach halten? Oder hältst du mich für einen leicht zu dominierenden Gegner?" Ein kollektives Aufstöhnen ging durch die Menge und Reths Lächeln wurde noch eisiger, als er Seerus fest ansah. Reth schlenderte auf ihn zu, locker und doch tödlich anmutig.

"Fehlt es eurem König", fragte er bedrohlich, "an Kampfeswissen oder an Mut, dass eine Kriegerkönigin nötig ist, um die Lücken zu schließen?" Ein Gefühl von kaum gezügelter Macht begann plötzlich von Reth auszustrahlen.

Seerus' Kehle hob und senkte sich.

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