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Letzter Tag (1)

"Soll ich einen Verlobungsring für dich vorbereiten oder besteht kein Bedarf dafür?", meldete Alfred sich neben Edgar an der Haustür. Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen beobachtete er, wie Alessandra in ihrer Kutsche davonzog.

"Bereite den Ring für morgen früh vor. Wir werden die Barretts besuchen", verließ Edgar die Haustür sobald die Kutsche sein Grundstück fast verlassen hatte. "Stelle sicher, dass niemand davon spricht, sie vorher hier gesehen zu haben."

"Selbstverständlich", antwortete Alfred und schloss die Haustür hinter Edgar. "Soll ich auch die Geschenke für ihre Familie vorbereiten?"

"Zigarren aus meiner Sammlung für den Vater, irgendeinen Schmuck für die Mutter und die Tochter und Farbe für Alessandra. Viel davon. Einige der Gemälde müssen abgenommen werden, weil ich neue von Alessandra kaufe, die ihren Platz einnehmen sollen. Nimm außerdem einige Dinge aus meinem Raum für sie mit-"

"Ihr werdet ein Zimmer teilen!", rief Alfred aus.

Edgar hielt inne und drehte sich zu Alfred um. "Warum erschüttert dich das so? Sie wird meine Frau sein, Alfred. Hast du mir nicht beigebracht, die Traditionen zu respektieren?"

"Junger Herr, in keiner der Traditionen, die ich erwähnt habe, findet sich so eine Situation. Hat die junge Dame zugestimmt, mit dir zu schlafen? Ich hoffe, du hast ihr das vorher gesagt."

"Nein, das erwähnte ich zuletzt zusammen mit der Aussicht, dass sie die Mutter meiner Kinder sein wird", antwortete Edgar und ging zurück in sein Arbeitszimmer.

"Kinder?", stotterte Alfred und fasste sich an die Brust, unfähig, die Information zu verarbeiten.

"Du wirst schon wieder übertrieben dramatisch, Alfred", antwortete Edgar, ohne sich umzudrehen und Alfred anzuschauen. "Ich habe zu arbeiten. Falls sich noch jemand zeigt, schick sie weg. Frage mich nicht weiter, sonst setzt du deinem Herzen zu viel Stress aus und stirbst. Willst du sterben, Alfred?"

"Nein, junger Herr. Ich möchte die Kinder sehen, von denen du gesprochen hast. Ich mache mich sofort auf den Weg."

"Gut. Wir werden gleich etwas Spaß haben, Alfred", antwortete Edgar.

Auf der anderen Seite, saß Alessandra nervös in ihrer Kutsche auf dem Weg nach Hause. Die Tragweite der Situation wurde ihr erst bewusst, als sie von Edgar weit genug entfernt war, um normal atmen zu können. Sie kneifte sich, um sicher zu sein, dass sie nicht noch träumte und noch nicht aufgestanden war.

"Ich werde Edgar Collins heiraten", sagte sie ungläubig. Wer hätte gedacht, dass ihr spontaner Antrag solche Folgen hätten? Wer hätte gedacht, dass er damit einverstanden wäre? "Ich bin fast da."

Heute würde ihr letzter Tag mit ihrer Familie sein. Nachdem Edgar morgen kommt, werden weder Kate noch Katrina noch etwas mit ihr zu tun haben können. Sie könnten über sie verärgert sein, weil sie die Verlobte von Edgar ist und nicht Kate, aber sie können ihr nicht wehtun.

Sie wäre Edgars Frau und niemand sollte es wagen, ihn zu beleidigen.

"Ich frage mich, was Vater sagen würde. Wird er endlich Interesse an mir zeigen?", Alessandra lehnte sich zurück und dachte an morgen. "Er könnte versuchen, den Duke davon zu überzeugen, Kate zu heiraten. Morgen wird ein chaotischer Tag werden," sagte sie und schloss ihre Augen, um die Ruhe zu genießen, solange sie anhielt.

Als die Kutsche nach Hause fuhr, war es keine Überraschung für Alessandra, als sie eine Gestalt mit verschränkten Armen an der Tür sah. Ihr Vater war sich sicher gewesen, dass sie seine Frau nicht glücklich machen würde, wenn sie das Haus verließ, und Alessandra hatte dafür gesorgt, vor Katrina wegzukommen. Erst Kate und jetzt war es Katrina's Turn.

Als die Kutsche zum stehen kam, öffnete Alessandra selbst ihre Tür, da alle sich ihr gegenüber vorsichtig verhielten. Sie hielt den Kopf gesenkt, um Katrina nicht anzusehen, als sie zum Eingang ihres Hauses ging.

"Guten Morgen, Katrina", grüßte sie die Frau, als sie sich ihr näherte.

Katrina erwiderte den Gruß jedoch nicht. "Dein Vater muss verrückt geworden sein, daß er dich hat das Haus verlassen lassen. Wollt ihr beide dieses Haus noch mehr in den Schmutz ziehen? Was würden die Leute sagen, wenn sie erführen, daß du unter ihnen umherfährst?"

"Ich... Ich habe die Kutsche nicht verlassen, Mutter..."

"Nenne mich nicht so! Wie oft muss ich dir sagen, dass ich nicht deine Mutter bin? Deine leibliche Mutter ist weggelaufen und hat dich hier zurückgelassen, um von deinem Vater aufgezogen zu werden. Ich werde ihre Aufgabe nicht für sie erfüllen. Weder du noch dein Vater scheinen zu begreifen, was ich aushalten muss, weil ich mit jemandem wie dir leben muss. Ich habe dir klipp und klar gesagt, dass du nicht gesehen werden sollst," war Katrina wütend, als sie erfuhr, dass Desmond Alessandra ohne ihre Zustimmung gehen ließ.

"Begreifst du nicht, welchen Ärger du uns bereitest, Alessandra? Unser Ansehen hat fast den Tiefpunkt erreicht wegen dieses Vorfalls. Bitte nie wieder darum, diesen Ort zu verlassen, oder ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder dein Schlafzimmer verlassen darfst. Allein dein Anblick macht mich wütend. Warum in aller Welt konntest du deiner Mutter nicht folgen?"

"Ich... Es tut mir leid", entschuldigte sich Alessandra immer noch gesenkten Hauptes.

"Geh zurück in dein Zimmer. Deine Anwesenheit senkt meine Stimmung, und ich bin es leid, diese Masken zu sehen. Ich kann es kaum erwarten, bis du nicht mehr hier bist. Ich hoffe, dass du deinen Ausflug genossen hast, denn das wird nicht noch einmal passieren. Lächerlich," murmelte Katrina, drehte Alessandra den Rücken zu und ging weg.

Alessandra berührte ihre Maske, um sicherzustellen, dass sie sie noch trug. 'Sie spricht so, als ob sie nichts damit zu tun hätten, dass ich sie tragen muss.'

Eines der Dinge, die Alessandra hasste, war, dass sie sich vor ihrer Familie immer schüchtern verhalten musste. Sie hielt es für das Beste, so zu tun, als ob sie so wäre, und ihre Kritik zu ertragen, obwohl sie es hasste, so sein zu müssen.

Das Zweite, was sie hasste, war, dass Katrina ständig ihre Mutter erwähnte, die vor ihrer Ehe geflohen war. Katrina sprach lediglich das aus, was ihr Ehemann ihr weismachen wollte, und nicht die ganze Wahrheit.

'Es wird bald vorbei sein', dachte Alessandra zur Beruhigung.

Es war bedauerlich, dass der Tag jetzt schleppend verlief, wo sie sich doch wünschte, dass der morgige Tag schnell kommen würde. Es könnte noch viel geschehen, bevor es Zeit für Edgar wäre, sie zu Hause zu besuchen.

"Bleibe unsichtbar." Das war das Beste, was sie tun konnte, um weitere Unfälle zu vermeiden.

Edgar hatte vielleicht schon jemanden aufgenommen, der sie an der Hand verletzt hatte, aber Alessandra wollte ihn nicht in ihre familiären Angelegenheiten und ihr Drama verwickeln. Sie wusste, dass er Kate für sie bestrafen könnte, aber sie wollte nicht, dass das passiert.

Alessandra wollte ihrer Familie das Leben bieten, das sie sich erträumt hatte. Ein Leben ohne sie. Edgar darin zu verwickeln, würde nur unnötige Probleme verursachen. Am besten wäre es, sie würde die Beziehung zu ihrer Familie friedlich lösen, da sie ihnen nicht nachtrug, wie sie behandelt worden war.

Sie beeilte sich, zurück in ihr Zimmer zu kommen, um zu vermeiden, dass sie wieder auf Katrina traf oder Kate begegnete. Als sie jedoch ihre Tür erreichte, war sie verwirrt, sie leicht angelehnt vorzufinden, als ob jemand nach ihrer Abreise darin gewesen wäre.

Es könnte Katrina gewesen sein, die überprüfen wollte, ob ihr Vater ihr erlaubt hatte zu gehen. Das hoffte Alessandra, aber ihre Angst stieg, als sie Kate an ihrem Fenster stehen sah.

"Kate", sagte sie zu ihrer Schwester.

"Oh, du bist schon zurück? Gerade rechtzeitig, um den Spaß zu erleben. Meine Mutter hat gesagt, wir dürfen keine Haustiere haben. Stell dir meine Überraschung vor, als ich dieses kleine Geschöpf hier drin gefunden habe", sagte Kate und hielt das Kätzchen hoch, das Alessandra gefüttert hatte. Sie hielt es aus dem Fenster, bereit es fallen zu lassen, kurz bevor Alessandra eintraf.

"Kate, ich werde mich darum kümmern. Bitte tue einem unschuldigen Wesen nichts an", sagte Alessandra und machte vorsichtige Schritte in Kates Richtung, in der Hoffnung, das Kätzchen retten zu können, bevor Kate das Undenkbare tun konnte.

"Du nervst mich, Alessandra. Vater ist sauer auf mich wegen der Vorfälle heute Morgen und weil ich gestern Abend nicht mit dem Herzog sprechen konnte. Es ist alles deine Schuld, Alessandra. Merk dir das", sagte Kate, warf das Kätzchen aus dem Fenster gegen einen nahe gelegenen Baum und schaute herab, wie es fiel.

Eigentlich hatte Kate nur vor, das Kätzchen aus dem Fenster zu werfen, damit es weglaufen konnte. Als sie aber sah, dass Alessandra von ihrem Ausflug zurückkam, wurde sie wütend. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie es an einen noch höheren Ort gebracht, um es fallen zu lassen.

"Ich habe dir gesagt, dass du nicht- Hey!", rief Kate, als Alessandra aus dem Raum rannte, anstatt ihr zuzuhören.

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